Haben Sie schon einmal mit Buchstaben gerechnet? Falls nicht, dann sollten Sie dies als Eltern, Erzieher oder Lehrkraft auf jeden Fall ausprobieren. Denn dann wird ganz schnell deutlich, welche Bedeutung Vor-kenntnisse für das Rechnenlernen haben. Wer nie gelernt hat, um in diesem Beispiel zu bleiben, dass A=1, B=2, C=3 usw., wird die Aufgabe J-E wohl nur mit den Fingern abzählen können. Und käme wahrscheinlich nur so auf E als richtige Antwort. Natürlich rechnen wir nicht mit Buchstaben, aber wenn wir dies ausnahmsweise tun, fühlen wir uns genauso überfordert und hilflos wie Lernende, die rechnen sollen, obwohl ihnen dafür wesentliche mathematische Vorläuferfähigkeiten fehlen.
An diesem und anderen Beispielen erläuterte Jörg Franks, Schulleiter der Grundschule am Schloss in Lemgo, in einer Fortbildung für (fachfremde) Mathematiklehrer und sozialpädagogische Fachkräfte der Schuleingangsphase, wie wichtig es ist, die mathematischen Vorkenntnisse der Kinder aufzugreifen und zu stabilisieren. Tut man dies nicht, verlassen die Kinder die vierte Klasse, ohne je Rechnen gelernt zu haben.
Dabei gibt es viele einfache und effiziente Maßnahmen, um rechenschwachen Kindern schon früh zu helfen. Zum Beispiel wurden die Fortbildungsteilnehmer in einer der Gruppenphasen dafür sensibilisiert, wie sich mit gängigen Bilderbüchern wesentliche mathematische Vorkenntnisse aufbauen und festigen lassen. Auch der Einsatz von Apps kann hilfreich sein, wenn man spontan Zahlstrukturierungen zeigen möchte, aber gerade keinen Rechenrahmen zur Hand hat.
In vielen weiteren, praktischen Beispielen erfuhren die Lehrkräfte, die bisher noch nicht an einer FörSchL-Fortbildung teilgenommen haben, Wesentliches über die Grundlagen eines gelingenden Mathematikunterrichts: Welche mathematischen Vorläuferfähigkeiten sollten zu Beginn der Klasse 1 vorliegen? Wie kann ich diese diagnostizieren? Wie kann ich unterstützen, wenn die Vorkenntnisse nicht ausreichen? Welche Materialien und Bewegungsspiele eignen sich besonders? usw.
Indem die Fortbildungsteilnehmer ausgiebig zu den von Jörg Franks gesetzten Impulsen und Inputs in den Austausch traten, konnten sie ihr Vorwissen und ihre eigenen Erfahrungen reaktivieren und bereichern. So sind die Lehr- und Fachkräfte nun gut gerüstet, um nach den Sommerferien (wieder) mit einem erfolgreichen mathematischen Anfangsunterricht zu starten.
Die Fortbildung mit Jörg Franks wurde vom Bildungsbüro im Regionalen Bildungsnetzwerk Lippe in Kooperation mit dem Schulamt für den Kreis Lippe, Bereich Grundschulen, angeboten.
Bei Fragen steht Ihnen Beate Wehmeyer unter B.Wehmeyer@kreis-lippe.de gerne zur Verfügung.
BUZ: Engagiert sich für einen erfolgreichen mathematischen Anfangsunterricht in der Grundschule: Jörg Franks, Schulleiter der Grundschule am Schloss in Lemgo