Thema: Hochbegabung

In unserer Gesellschaft befinden sich in jeder Altersgruppe Menschen mit überdurchschnittlicher und weit überdurchschnittlicher Begabung. Überdurchschnittlich begabt sind ca. 14% und hochbegabt ca. 2 % Menschen eines jeden Jahrganges. Umgangssprachlich verwendet der Volksmund für beide Gruppen gerne den Begriff „hochbegabt“. Im wissenschaftlichen Sinne gilt derjenige als hochbegabt, dessen IQ bei 130 und darüber liegt, und überdurchschnittlich begabt, dessen IQ bei 115-129 liegt.

In der Fachwelt wird diese gesamte Gruppe (16 %) als „besonders begabt“, „(hoch)begabt“ oder auch unter „besondere Begabungen“ zusammengefasst. Es sind Kinder, die sozusagen mehr PS im Kopf haben. Grundsätzlich ist das erst einmal schön und auch wünschenswert. Schwierig wird es jedoch, wenn diese Kinder nicht wissen wie sie ihre PS verwenden können und sie „ungelenkt“ auf die Straße bringen.

Hochbegabung wird in unserem Bildungssystem und in unserer Gesellschaft oft mit Höchstleistung gleichgesetzt, mit Wunderkindern oder Genies. Lehrkräfte urteilen z.B. nach Leistung und halten den leistungsstarken Schüler für hochbegabt. Das ist aber ein großer Irrtum!

(Hoch)Begabung ist ein Potential, welches von Geburt an besteht und nicht mit Höchstleistung gleichzusetzen ist. Und jenes Potential kann sich von klein auf in verschiedenen Verhaltensweisen zeigen. Erkennen lassen sich diese Kinder durch ihre außergewöhnlich ausgeprägte intrinsische Motivation, Lernleichtigkeit und Kreativität.

Die außergewöhnlich ausgeprägte intrinsische Motivation beinhaltet z.B. eine hohe Eigenmotivation des Kindes, sich die Welt mit einer außergewöhnlich ausgeprägten Lernfreude, Wissbegierde und/oder Experimentierfreude begreiflich zu machen.

Die außergewöhnlich ausgeprägte Kreativität kann unter Umständen auch das Finden von „originellen“ Lösungen für ein Problem betreffen, die nicht immer in der Erwachsenenwelt gut ankommen. Eine Beschreibung der Begriffsbestimmungen finden Sie unter: http://www.ihvo.de/212/begriffsbestimmung-hochbegabung/

Wie jedes andere Kind auch, kann ein (hoch)begabtes Kind von (sehr) ruhiger, zurückhaltender, lebendiger oder (sehr) lebhafter Natur sein. Bezeichnend ist ihre asynchrone Entwicklung: „Der Geist galoppiert voraus, die Seele entwickelt sich altersgemäß und die (Fein-)Motorik ist ganz unabhängig davon.“ (Petra Völker-Meier, DGhK-OWL)

Das Intelligenzalter ist bei einem (hoch)begabten Kind dem emotionalen und körperlichen Alter weit bis sehr weit voraus. So können schon bei einem jungen Kindergartenkind Verhaltensweisen wie z.B. Suchen nach „großen“ Gesprächspartnern, viele Fragen stellen, das Hinterfragen von Regeln, frühes Interesse an Zahlen und Buchstaben, spezielle (altersuntypische) Interessenbereiche oder auch ein großes Mitteilungsbedürfnis und/oder argumentative Diskutierfreude, etc., Hinweise auf eine (Hoch)Begabung geben.

Werden diese Kinder nicht erkannt und nicht darin unterstützt ihr kognitives Potential zu entfalten, kann dies zu erheblichen Problemen und Leidensdruck für die Kinder und deren Familien führen. Bleibt das kognitive Alter unberücksichtigt, können sich Unterforderung u.a. in oppositionellen Verhaltensweisen, extremer Wut, Frustrationen, Aggressionen, Aufmerksamkeitsdefiziten (Träumen), Hyperaktivität, Stören in der Gruppe/Unterricht, Verhalten als Gruppen/Klassenclown, Lernstörungen, Leistungsverweigerung, Leistungsversagen, etc. auswirken. Kommt das Kind aus seiner latenten Unterforderungs-Situation nicht heraus, kann dies wiederum zu Leistungsabfall, Kita/ Schulverweigerung, Underachievement, Schulversagen, psychosomatischen und/oder psychischen Erkrankungen, etc. bis hin zur Bedrohung und Entwicklung einer seelischen Behinderung gem. §§27/35a SGBVIII führen.

Solche Entwicklungen können für ein intelligentes, gesundes Kind eine gravierende Abwärtsspirale bedeuten. Um dem u.a. im schulischen Kontext entgegen wirken zu können, gibt es Empfehlungen wie z.B. Enrichment- und Akzelerationsmaßnahmen sowie das sogenannten „Drehtürmodell“.

In dem Drehtürmodell geht es darum, dass das Kind an einem Unterrichtsfach der nächst höheren Klassenstufe teilnimmt und dann wieder in seine Klasse zurückkehrt oder z.B. zeitweilig den Unterricht verlässt und an einer eigenen Forschungsfrage arbeitet. Auch die Möglichkeit zum „Überspringen einer Klasse“ zählt dazu.

In ähnlicher Form in den Kita-Alltag eingesetzt, können sich Enrichment- und Akzelerationsmaßnahmen auch für ein besonders begabtes Kindergartenkind positiv auswirken. So kann durch ein höheres Anforderungsangebot innerhalb seiner Gruppe oder durch Teilnahme an Angeboten einer höheren Altersgruppe einer Unterforderung begegnet werden. Zeigt sich, dass das Kind mehr „Futter“ benötigt, kann auch das „Überspringen einer Altersgruppe“ in Betracht gezogen werden. Verbunden mit einer guten Begleitung kann sich u.U. auch eine vorgezogene Einschulung als sinnvoll erweisen. Auch gibt es die Möglichkeit, dass in Absprache mit der jeweiligen Schule, ein Kitakind parallel zum letzten Kitajahr, als „Gast-Schulkind“ die Schule besuchen kann.

In der Broschüre „Krause, U., Völker-Meier, P. (2018) Hochbegabte Kinder in Kiga & Kita… erkennen und fördern“ finden Sie viele Anregungen zur Förderung (hoch)begabter Kinder. Für die Broschüre „Hochbegabte Kinder in Kiga & Kita“ können päd. Institutionen über die DGhK-OWL durch Stiftungsmittel einen Großteil der Kosten erstattet bekommen. (siehe PDF-Anlage)

Einfach bei Frau Völker-Meier, DGhK-OWL melden und nachfragen (Link: https://dghk-owl.de/ueber-uns/#ansprechpersonen)

Die „ihvo“ ist das „Institut zur Förderung hoch begabter Vorschulkinder“. Das Institut hat für Kindertageseinrichtungen ein Online-Handbuch mit vielen Informationen über Hochbegabung, frei zugänglich im Internet, erstellt. Fachkräfte aus Kitas in der Ausbildung zur Zertifizierung haben mit vielen Beiträgen und Berichten aus der Praxis das Handbuch mit gestaltet. Ebenso bietet das Institut Fortbildungen für päd. Fachkräfte aus Kindertageseinrichtungen an.

http://www.ihvo.de/

http://www.ihvo.de/handbuch/

http://www.ihvo.de/category/handbuch/

Durch fehlendes Fachwissen über Hochbegabung passiert es nicht selten, dass Verhaltensweisen eines (hoch)begabten Kindes falsch gedeutet werden und in Fehldiagnosen münden. Hierzu finden Sie unter https://www.dghk.de/herausforderungen/fehldiagnosen/ einen Text „Zur Verringerung von Fehldiagnosen“ und zwei Artikel (Teil I und Teil II) zu möglichen Fehldiagnosen im PDF-Format, sowie weiter unten auf der Seite, einen Flyer mit einer tabellarischen „Hilfestellung zur rechtzeitigen Erkennung und Intervention“. Alle 4 PDF-Dateien habe ich Ihnen auch direkt beigefügt.

Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) lassen sich ebenso viele Informationen finden. https://www.dghk.de/

Unter https://www.dghk.de/fuer-lehrer-und-erzieher/hochbegabung-erkennen/ und https://www.dghk.de/hochbegabung-erkennen/hochbegabung-bei-kindern/ können Sie z.B. eine Erläuterung finden, wie sich diese Kinder z.B. in der Kita/Schule bemerkbar machen können.

Neben der Hauptseite der DGhK gib es auch die Internetseiten der Regionalvereine. Den Regionalverein Ostwestfalen-Lippe, mit Sitz in Bielefeld, finden Sie unter https://dghk-owl.de/

Der Regionalverein bietet für Eltern und pädagogische Fachkräfte, neben ehrenamtlichen Beratungsangeboten, auch verschiedene Veranstaltungen zum Thema Hochbegabung an. Die Vorsitzende und Ansprechpartnerin für den Regionalverein-OWL ist Frau Petra Völker-Meier. Ihre Kontaktdaten finden Sie unter https://dghk-owl.de/ueber-uns/#ansprechpersonen

Folgende Literatur kann ich Ihnen für den Einstieg in das Thema Hochbegabung empfehlen:

  • Gerstenberger-Ratzeburg, B. (2016) Intelligenz und Teddybären. Was Ihnen mit begabten Kindern alles blühen kann
  • Gerstenberger-Ratzeburg, B. (2019) Diagnoseteufel – Hochbegabung oder Krankheit?
  • Webb, J.T., Amend, E.R, Webb, N.E. Goerss, J., Beljean, P. Olenchak, F.R. (2015) Doppeldiagnosen und Fehldiagnosen bei Hochbegabung. Ein Ratgeber für Fachpersonen und Betroffene.

Auf einigen Anbieterseiten können Sie mit einem „Klick ins Buch“ einen ersten Einblick in das jeweilige Inhaltsverzeichnis erhalten.

Am „Institut für integrative Lerntherapie und Weiterbildung“ ist es möglich, einen „Fernlehrgang“ für „Hochbegabung in Theorie und Praxis“ zu belegen. Die Unterlagen bieten alles, was man an Grundkenntnissen über Hochbegabung wissen sollte. Die Unterlagen kann man als Einzellizenz oder auch Gruppenlizenz erwerben. https://www.iflw.de/fernstudium/hochbegabung/fernlehrgang_hochbegabung_fortbildung_weiterbildung.htm

Bei weiteren Fragen zum Thema “Hochbegabung” steht Ihnen Frau Wöstenkötter dienstags von 09:00 – 11:00  unter 05231-62 2490 sowie dienstags bis donnerstags per Mail unter a.woestenkoetter@kreis-lippe.de zur Verfügung.

Flyer_Begabtenförderung
Hochbegabte Kinder in der Kita – Leseprobe u. Info
Download_2016-10-faltblatt_seng_fehldiagnosen_web-1
Download_labyrinth127-s22-23
Labyrinth-135-S16-19-Fehldiagnosen_1-2
Labyrinth-136-S30-31-Fehldiagnsen_2-1