„Quo vadis Kunststoff – Zukunft durch Innovation“
war das Motto der 12. Jahrestagung des Branchennetzwerks Kunststoffe in OWL e.V., die am 12. November als Hybrid-Veranstaltung größtenteils online stattfand. Stefan Schmedding, Vereinsvorsitzender, begrüßte gemeinsam mit Vorstandsmitglied Carsten Kießler die rund 85 TeilnehmerInnen live aus dem Institut für Kunststoffwirtschaft OWL in Lemgo, wo die Geschäftsstelle des Vereins angesiedelt ist. Von der Maschinenhalle des Instituts aus wurde die Veranstaltung per Zoom übertragen.
War bis zur Corona-Pandemie die Wahrnehmung zu Kunststoffen eher problematisch und sehr einseitig auf Verpackungen ausgerichtet, hat sich dieses nun in Zeiten von COVID-19 gewandelt. „Kunststoffe in Schutzmasken, Schutzausrüstungen und medizinischen Anwendungen helfen die aktuelle Pandemie einzudämmen: Kunststoffe schützen damit unsere Gesundheit und helfen uns Menschen gesund zu bleiben“ so Schmedding. „Dies zeige sowohl die immense Bandbreite von Kunststoffen mit all seinen Anwendungen in unserer Lebenswelt als auch die Herausforderungen“. Diese Bandbreite und die zukünftige Ausrichtung des Werkstoffes Kunststoff mit seiner Verarbeitung in der Kunststoff-Region OWL wurde aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und offen diskutiert.
Die virtuellen Gäste der Tagung konnten im Laufe des Nachmittages drei Fachvorträgen aus der Unternehmenspraxis und der Kunststoffverwertung folgen. Darunter ein Vortrag von Dr. Axel Reßmann (tetys by GRP) aus Aachen zur Künstlichen Intelligenz, deren Einsatz eine immer größere Rolle im Planungs- und Produktionsprozess von Industrieunternehmen spielt. Genauso wie das Thema Neuer ISO Standard für die Sicherheit von Spritzgießmaschinen, zu dem Holger Plegge von dem Maschinenhersteller ARBURG einen wertvollen Beitrag lieferte.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen rund um die Nachhaltigkeit des Werkstoffes Kunststoff durfte der Bereich der Verwertung nicht fehlen. Sebastian Dieninghoff (PreZero) stellte überaus spannend die erfolgreiche Kreislaufführung von Kunststoffproduktionsabfällen dar und demonstrierte in seinem Vortrag wie gemeinsam mit den Kunststoffverarbeitern hinsichtlich zirkulärer Wirtschaft und Recyklat-einsatz getan wird und noch weiter getan werden kann.
Einen Höhepunkt des Programms bildete der Kunststoff-Innovationspreis, dessen Verleihung mittlerweile seit fünf Jahren fester Bestandteil des Tagungsprogramms ist. Hierbei werden durch das Branchennetzwerk Neuerungen und Entwicklungen aus der Kunststoffbranche ausgezeichnet, die zukunftsorientiert und nachhaltig die Kunststofftechnik und deren Anwendungen sichern und vorantreiben.
In diesem Jahr ging der mit 500 EUR dotierte Preis in der Kategorie „Nachwuchs“ an Laura Austermeier (Universität Paderborn) für Ihre Masterarbeit zur „Experimentellen Untersuchung von Faserlängen und deren Verteilung bei der Doppelschneckenextrusion“. Damit leistet sie einen Beitrag zur zirkulären Kreislaufwirtschaft von kohlenstoff-faserverstärkten Kunststoffen. „Diese Kunststoffsorte lässt sich nämlich nicht mit üblichen Recyclingmethoden wiederverwerten“ betont Jurymitglied Prof. Christoph Barth (TH OWL).
Den Innovationspreis in der Kategorie Industrie erhielt die Melitta Group aus Minden für ein Gemeinschaftsprojekt der Unternehmen Melitta Europa Kaffeezubereitung, Wolf-PVG und NEU KALISS SPEZIALPAPIER (alle zur Melitta Group gehörig).
Die Jury, bestehend aus Vertretern der Industrie, Weiterbildung und Forschung, zeichnete hier die schnelle Entwicklung von Atemschutzmasken aus. Michael Weber (Leiter Produktion bei Melitta) und Dr. Wolfgang Czado (Leiter Forschung & Entwicklung bei Wolf PVG) ließen es sich nicht nehmen, den Preis persönlich vor Ort entgegenzunehmen und das Projekt dem Publikum kurz vorzustellen. „Zur Entscheidung der Jury hat insbesondere die Tatsache beigetragen, dass die Melitta Group anlässlich der Knappheit an Schutzmaterialien lagebezogen, unbürokratisch und schnell reagiert hat sowie die Masken kostenlos an Gesundheitseinrichtungen gespendet hat. Insgesamt handelt es sich um ein herausragendes Beispiel ostwestfälischer Ingenieursarbeit“, so Jurymitglied Carsten Kießler. Ebenso erhielt die Nachwuchspreisträgerin live und vor laufender Kamera ihren Preis überreicht.
Auch das Netzwerken durfte trotz der fehlenden persönlichen Kontaktmöglichkeit nicht zu kurz kommen. Die Teilnehmenden erhielten im Vorfeld ein kleines Care-Paket per Post, welches zu Beginn gemeinsam geöffnet wurde. Mit dem darin enthaltenen Getränk wurde dann in der Pause angestoßen und trotz Entfernung rege auf digitalem Weg „gesmalltalkt“. „Es freut uns als Verein sehr, dass wir in diesem Jahr für die interessanten Vorträge und insbesondere die lebhafte Atmosphäre bei der Online-Tagung gelobt wurden“, berichtet Katja Seibel, die die Geschäftsstelle in Lemgo leitet.