Das sprichwörtliche “Stroh zu Gold” verspannen rund 70 Erzählerinnen und Erzähler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum während ihrer Jahrestagung, die erstmals in Lippe stattfand. Die Akademie Erzählkultur hatte als lokales Fortbildungsinstitut die Gesamtorganisation der dreitägigen Veranstaltung übernommen. Der Forellenhof in Dörentrup bot mit seiner Strohscheune und dem weitläufigen Gelände kreativen Raum und lebendige Bühne für den Dialog zwischen den Künstlern und ihrem Publikum.
Nach einem gelungenen Auftakt mit der A-Cappella-Gruppe „Chapeau“ folgten fachliche Diskussionen in Gesprächsgruppen. Vielfältige naheliegende Themen wie Natur und Zukunft, Zusammenarbeit mit anderen Kunstbereichen und außergewöhnliche Erzählorte standen im Mittelpunkt des „Walk & Talk“. Ein Markt der Möglichkeiten zeigte weitere vielseitige Bereiche des Erzählens.
Besonderes Interesse zog dabei „Edda“ (Erzählend in die Ausbildung) auf sich, ein Projekt, in dem mit Unterstützung der Osthushenrich-Stiftung Jugendliche aus lippischen Berufskollegs durch professionelle Anleitung aus der Akademie Erzählkultur das Erzählen über sich oder selbstgewählter Texte erlernt hatten. Während eines offenen Erzählens am Abend vor großem Publikum traten Jugendliche aus dem Edda-Projekt und weitere Künstler auf die Bühne. Heitere, bewegende oder auch weniger glanzvolle Episoden aus ihrem Leben, sowie Geschichten aus unterschiedlichen Kulturen brachten diese zu Gehör. Im Anschluss konnten die Gäste den Erzählprofis an verschiedenen Plätzen auf dem Hof lauschen.
Die Vorsitzende des Verbands der Erzählerinnen und Erzähler e. V., Jana Raile, und ihr Vorstandsteam boten auch für Nichtmitglieder Einblick in die umfangreiche Vereinsarbeit. Für die nächsten Jahre stehen die Themen Nachwuchsförderung, Pressearbeit, Fundraising und Fortbildung auf der Agenda. Somit sind weitere Weichen gestellt, das freie mündliche Erzählen als eigenständige Kunstform zu etablieren und das Berufsbild „Erzähler/in“ mehr in die Öffentlichkeit zu rücken.
Zum Ende des Treffens wurde den diesjährigen Prüflingen Kathinka Marcks und Heike Vigl das Zertifikat zur „Professionellen Erzählerin zertifiziert durch den Verband der Erzählerinnen und Erzähler e. V.“ überreicht. Die Stabübergabe zur Ausrichtung der Erzählertreffens 2020 ging von Marianne Vier, die das Treffen gemeinsam mit Catrin Michels und Lothar Schröer von der Akademie Erzählkultur der Lippe Bildung eG organisiert hatte, an Josef Mitschan aus Österreich. Er machte schon neugierig auf das Erzählertreffen am 26. bis 28. Juni 2020 in Grünau im Almtal unter dem Motto „Ungeheuer Leben“.