Im bundesweiten Durchschnitt ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Suizid die zweithäufigste Todesursache – gleich nach Unfällen. Neben Angehörigen und Freunden gehört auch das schulische Umfeld mit Lehrkräften und Mitschülern zum Kreis derjenigen, die als Hinterbliebene mit dem Suizid eines jungen Menschen umgehen müssen. Diesen existenziellen Krisen geht aber oft eine Phase der Veränderung im Verhalten voraus, auf die das Umfeld sensibel reagieren und Unterstützung anbieten kann. Der Kreis Lippe hat Schulen und außerschulische Institutionen zum Fachtag „Suizidalität und Schule“ eingeladen, um Schnittstellen zu identifizieren und die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten weiterzuentwickeln. Rund 130 Fachkräfte waren der Einladung gefolgt.
„Schulen haben in erster Linie den Auftrag zur Bildung und Erziehung – im Hinblick auf suizidale Krisen stoßen sie daher schnell an die Grenzen ihrer Einflussmöglichkeiten. Deshalb will der Kreis Lippe als Träger der Jugendhilfe und der schulpsychologischen Beratung gemeinsam mit anderen schulischen und außerschulischen Partnern wie Ärzten, Therapeuten und Beratungsstellen, ein Netz spannen, um junge Menschen während existenziellen Krisen zu begleiten und zu unterstützen“, betont Landrat Dr. Axel Lehmann.
Beim ersten Fachtag „Suizidalität und Schule“ stand vor allem der medizinisch-psychotherapeutische Blick auf das oft noch tabuisierte Thema Suizid im Fokus. „Wichtig ist, dass wir gemeinsam Jugendliche und junge Erwachsene in existenziellen Lebenskrisen bestmöglich begleiten und unterstützen. Es geht darum, dass Mitschüler, Lehrkräfte, Freunde und Familien wissen, wo es Angebote zur Hilfe, Beratung und Therapie gibt und wie man Betroffene dazu motivieren kann, solche Unterstützungsangebote anzunehmen“, erklärt Irmgard Weishaupt, Leitung der Bereiche Schulpsychologie und Familienberatung beim Kreis Lippe, die Hintergründe für die Durchführung des Fachtags. Schon jetzt gibt es unter anderem einen Notfallordner in allen Schulen in Lippe, der beispielsweise Informationen rund um das professionelle Krisenmanagement an den Schulen enthält. Außerdem werden die Schulen durch die Krisenbeauftragten der regionalen schulpsychologischen Beratungsstelle Lippe begleitet.
Weitere Informationen zur Regionalen Schulpsychologischen Beratung Lippe gibt es im Internet unter www.kreis-lippe.de/Regionale-Schulpsychologische-Beratung sowie unter www.schulpsychologie-lippe.de. Hier gibt es auch Auskünfte zu Beratungsangeboten und Ansprechpartnern bei existenziellen Krisen. Außerdem gibt es in solchen Situationen auch kostenlose und anonyme Beratungstelefone: Die „Nummer gegen Kummer“ ist montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 116 111 erreichbar, die Telefonseelsorge kann unter 0800/111 0 111 rund um die Uhr angerufen werden.
BUZ: Wollen junge Menschen in existenziellen Krisen besser unterstützen: Irmgard Weishaupt, Landrat Dr. Axel Lehmann, Dr. Anita Helbing-Übelacker (Gesundheitsamt Kreis Lippe) und Anke Freytag (Schulamt für den Kreis Lippe) (von links): Foto: Kreis Lippe