Die Abwesenheit vom Schulunterricht ist ein zentraler Faktor für Brüche im Lebenslauf. Langzeitstudien zufolge erhöhen häufige Fehlzeiten die Gefahr, dass der Übergang in Ausbildung und Arbeit nicht gelingt. Während des 1. Lippischen Fachtags zum Schulabsentismus haben sich nun 210 Fachkräfte über den Themenkomplex informiert. Die vom Netzwerk Schulabsentismus in Lippe organisierte Veranstaltung sollte deutlich machen, dass das Fernbleiben von Schülern viele Ursachen hat und individuell betrachtet werden muss. „Oftmals wird in der Öffentlichkeit der Absentismus als einfaches Schwänzen des Unterrichts abgetan. Allerdings heißt dies nicht, dass ein Kind faul ist. Das ist eine grobe Verallgemeinerung, die der Bedeutung des Themas nicht gerecht wird. Daher wollen wir hier auch ein Stück weit sensibilisieren“, erklärt Karl-Eitel John, Verwaltungsvorstand Jugend, Familie, Gesundheit des Kreises Lippe.
In der Schule, der Familie sowie für die betroffenen Schüler beginnt häufig aus ganz unterschiedlichen Gründen eine Spirale, aus der ein Rückweg, trotz Bemühungen, unmöglich erscheint. Ein Hauptziel des Fachtages war es daher, den Teilnehmern konkrete und praxistaugliche Tipps und Unterstützung zu vermitteln und in den Schulen die Handlungssicherheit nachhaltig zu fördern. „Um dem Phänomen Schulabsentismus angemessen zu begegnen, müssen verschiedene Disziplinen zusammenarbeiten. Neben Pädagogen sind auch Psychologen und Mediziner gefragt“, sagt Heinrich Kessen, Schulamtsdirektor – Schulamt für den Kreis Lippe.
Welchen Beitrag die verschiedenen Akteure im Umgang mit Schulabsentismus leisten können und wie die Prävention aussehen kann, präsentierte Prof. Dr. Heinrich Ricking von der Universität Oldenburg. Schon bevor die Abwesenheit vom Unterricht akut wird, gilt es, bestimmte Verhaltensmuster zu erkennen und richtig zu deuten. So sind erste Warnsignale eine Lernverweigerung, Gleichgültigkeit gegenüber der Schule oder wiederholtes Zuspätkommen. „Daneben ist es aber auch wichtig, ein angemessenes Umfeld in der Schule zu schaffen und Schülern ein Gefühl der Sicherheit und der Akzeptanz zu vermitteln. Das Erkennen und der Abbau von Mobbing verdient daher auch zur Prävention von Schulabsentismus besondere Aufmerksamkeit“, betont Prof. Dr. Ricking.
Waren bis 2017 in Lippe bereits viele Akteure relativ isoliert in dieser Thematik unterwegs, ist es nunmehr gelungen, im Netzwerk Schulabsentismus einen Wissenstransfer zu realisieren und gemeinsame Lösungen mit Unterstützung der Entscheidungsträger zu koordinieren. Die enge Kooperation zwischen dem Kreis Lippe, dem Schulamt sowie den Stadtjugendämtern (Bad Salzuflen, Detmold, Lage und Lemgo) in der Planung und Durchführung des Fachtages sowie in der Netzwerkarbeit ist ein wesentlicher Faktor für die Zielerreichung.
Der Handlungsleitfaden mit Vorlagen für die Praxis steht als Download unter www.kreis-lippe.de/Bildung-und-Kultur/Schulamt/ zur Verfügung.
BUZ: Wollen auf das Thema Schulabsentismus aufmerksam machen: Karl-Eitel John, Simone Ackermann (Teamleitung Eingliederungshilfe, Inklusion beim Kreis Lippe), Prof. Dr. Heinrich Ricking, Rita Lackmann (Bezirksregierung Detmold) und Heinrich Kessen (v.l.).
Foto: Kreis Lippe